In der sensorisch-integrativen (SI) Therapie mit Kindern setzen Ergotherapeuten häufig Parcours ein, um verschiedene Wahrnehmungsbereiche zu trainieren. Diese Parcours helfen Kindern dabei, ihre vestibulären, visuellen und propriozeptiven Fähigkeiten zu entwickeln. Gleichzeitig fördern sie Konzentration, Aufmerksamkeit, Handlungsplanung und Selbstbewusstsein. Doch warum werden diese vielseitigen und effektiven Übungen nicht auch in der Therapie mit Erwachsenen genutzt, insbesondere bei Diagnosen wie Depression, Angststörungen, ADHS im Erwachsenenalter und Burnout?
Parcours: Ein vielseitiges Werkzeug
Parcours sind mehr als nur eine spielerische Methode. Sie bieten strukturierte Herausforderungen, die sowohl körperliche als auch kognitive Fähigkeiten fördern. Ein gut gestalteter Parcours kann eine Vielzahl von Fähigkeiten trainieren:
- Vestibuläre Wahrnehmung: Das Gleichgewichtssystem wird durch Bewegungen wie Drehen, Schaukeln und Balancieren stimuliert.
- Visuelle Wahrnehmung: Visuelle Fähigkeiten werden durch das Navigieren durch Hindernisse und das Erfassen der Umgebung gefördert.
- Propriozeption: Das Körperbewusstsein wird durch Aktivitäten gestärkt, die den Einsatz der Muskeln und Gelenke erfordern.
Unterstützung bei Depressionen
Für Erwachsene mit Depressionen bietet der Parcours nicht nur eine Möglichkeit zur körperlichen Aktivität, sondern auch zur Steigerung der Motivation und zur Verbesserung der Stimmung. Das erfolgreiche Meistern von Herausforderungen kann das Selbstwertgefühl stärken und depressive Verstimmungen lindern.
Unterstützung bei Angststörungen
Bei Angststörungen kann ein Parcours helfen, die Fähigkeit zur Stressbewältigung zu verbessern. Das Erleben kontrollierter Herausforderungen und das Erlernen von Strategien zur Bewältigung von Angst können das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten erhöhen und die allgemeine Angst reduzieren.
Unterstützung bei ADHS im Erwachsenenalter
Ein Parcours fordert nicht nur die körperlichen Fähigkeiten, sondern auch die geistigen. Die Planung und Durchführung von Bewegungen erfordern Konzentration und Aufmerksamkeit. Diese Fähigkeiten sind besonders wichtig für Erwachsene mit ADHS, die häufig Schwierigkeiten haben, sich zu fokussieren und ihre Aufmerksamkeit zu steuern.
Unterstützung bei Burnout
Für Menschen, die unter Burnout leiden, kann ein Parcours ein wertvolles Mittel zur Erholung und Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit sein. Die körperliche Aktivität und die geistige Herausforderung helfen, das Stressniveau zu senken, und unterstützen die Wiedererlangung von Energie und Motivation. Durch die strukturierte und zielgerichtete Bewegung im Parcours können Betroffene lernen, ihren Stress besser zu managen und wieder eine Balance zu finden.
Konzentration und Aufmerksamkeit
Die Navigation durch einen Parcours erfordert ein hohes Maß an Konzentration und Aufmerksamkeit. Diese Aspekte sind entscheidend für die Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten und helfen, Ablenkungen zu minimieren und den Fokus zu schärfen.
Handlungsplanung und Selbstbewusstsein
Die Bewältigung eines Parcours erfordert Handlungsplanung: Das Erkennen von Hindernissen, das Planen von Bewegungen und das Anpassen der Strategien. Diese Fähigkeiten sind entscheidend für die Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein. Erfolgreiche Erlebnisse im Parcours stärken das Selbstbewusstsein, was besonders bei Depressionen und Angststörungen von großer Bedeutung ist.
Anpassung an Erwachsene
Ein Parcours für Erwachsene muss nicht kindisch oder einfach sein. Er kann anspruchsvoll gestaltet werden, um den Bedürfnissen und Fähigkeiten der erwachsenen Klient*innen gerecht zu werden. Ergotherapeuten können Elemente einbauen, die sowohl körperlich herausfordernd als auch geistig stimulierend sind. Angepasste Parcourselemente könnten Erwachsenen helfen, ihre Wahrnehmung, Konzentration, Handlungsplanung und Selbstbewusstsein zu verbessern und somit eine wertvolle Ergänzung in der Behandlung psychischer Erkrankungen darstellen.