Was ist Biofeedback?
Biofeedback ist eine Methode aus dem Bereich der Verhaltensmedizin. Dabei werden bestimmte Körpersignale mit einem speziellen medizintechnischen Gerät gemessen und der Person mit Hilfe eines Computers in Form einer einfachen Grafik und/oder eines akustischen Signales rückgemeldet. Dadurch werden körperliche Veränderungen beobachtbar und man lernt im Laufe der einzelnen Sitzungen, diese gezielt zu beeinflussen. Mit Biofeedback lernt man also körperliche Prozesse bewusst wahrzunehmen und zu verändern, die sich eigentlich unserer willentlichen Kontrolle entziehen.
Prinzipiell ist es für uns Menschen natürlich von Vorteil, dass das sogenannte autonome oder vegetative Nervensystem bestimmte Körperfunktionen eigenständig steuert. Stellen Sie sich einmal kurz vor, wir müssten uns tagtäglich darum kümmern, dass wir permanent atmen, dass unser Essen verdaut wird, unsere Körpertemperatur stabil bleibt usw. Wir wären mit nichts anderem mehr beschäftigt! Zum Glück übernimmt das vegetative Nervensystem diese Arbeit für uns. Diese autonome Steuerung hat jedoch auch einen Haken: wenn eines dieser Systeme entgleist, dann können wir nicht regulierend eingreifen.
Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist Stress. Chronischer Stress bleibt nicht ohne körperliche Folgen. Er führt unter anderem zu Verspannungen in der Muskulatur, einer Erhöhung von Puls und Blutdruck, Veränderungen der Herzratenvariabilität und der Durchblutung usw. Während Medikamente meist auf den gesamten Organismus wirken, was leider häufig zu unerwünschten Nebenwirkungen führt, kann man mit Biofeedback gezielt bei einzelnen Körperfunktionen ansetzen. Es werden nur jene physiologischen Prozesse verändert, die bei der entsprechenden Erkrankung relevant sind.
Biofeedback ist für all jene Menschen besonders geeignet, die keine Medikamente nehmen möchten oder können. Manche Patienten erfahren bei dauerhafter Einnahme eines Medikaments mehr negative als positive Effekte, andere haben Angst vor Abhängigkeiten oder dürfen schlicht und einfach keine Medikamente nehmen, z.B. aufgrund einer Schwangerschaft oder einer Organschädigung. Prinzipiell kann jedoch wirklich jeder Biofeedback trainieren, der ausreichend Motivation mitbringt, völlig unabhängig von Alter oder Geschlecht.
Was ist Neurofeedback?
Neurofeedback (EEG-Biofeedback) ist eine spezielle Form des Biofeedbacks, bei der Hirnströme gemessen, rückgemeldet und trainiert werden. Unser EEG besteht aus vielen verschiedenen Frequenzbereichen, die einen unterschiedlichen Anteil am Gesamt-EEG haben. Dank der wissenschaftlichen Forschung wissen wir heute schon einiges über den Zusammenhang zwischen dominierenden Frequenzbereichen und entsprechenden mentalen Zuständen (Entspannung, Angst, Aufmerksamkeit, Müdigkeit usw.). Somit kann mit Neurofeedback trainiert werden, sich bewusst in einen gewünschten mentalen Zustand zu versetzen.
Prinzipiell sind all jene Krankheitsbilder mit Neurofeedback behandelbar, die typische Korrelate im EEG aufweisen. Klassische Einsatzgebiete sind:
- ADHS
- Epilepsie
- Depressionen
- Ängste
- Schlafstörungen
- Autismus
- Leistungssteigerung im Hochleistungsbereich (Beruf, Sport)
Es gibt unterschiedliche Neurofeedbacktechniken. In Amerika wird allgemein sehr gerne mit Neurofeedback gearbeitet, besonders mit der sogenannten Othmer-Methode, bei der im extrem niederfrequenten Bereich (ILF = Infra Low Frequency) trainiert wird. Es gibt immer wieder Einzelfälle, bei denen mit dieser Methode erstaunlich gute Ergebnisse erzielt wurden. Die wissenschaftliche Fundierung lässt jedoch leider zu wünschen übrig. Es gibt kaum verwertbare wissenschaftliche Daten zu dieser Methode, weshalb ich in meiner Praxis auch nicht damit arbeite.
Die Trainingsarten, die wissenschaftlich am besten belegt sind, sind das Training der langsamen kortikalen Potentiale (SCP-Training; SCP = Slow Cortical Potentials) und das Frequenzbandtraining nach Lubar und Sterman. Die beiden Techniken unterscheiden sich nicht in ihrer Effektivität, das SCP-Training ist jedoch aufwändiger und auch technisch anspruchsvoller, weshalb ich das klassische Frequenzbandtraining nach Lubar und Sterman bevorzuge. Bei dieser Methode werden abhängig von der vorliegenden Problematik, bestimmte Frequenzanteile im EEG verstärkt und andere gehemmt. Diese Technik ist (wenn man so möchte) sozusagen die Mutter aller Neurofeedbackmethoden und wird bereits seit den 70er Jahren angewandt und untersucht.
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